Klinikalltag

Ende der Schulstation

Vor zwei Tagen, am Freitag habe ich meinen letzten Tag auf der Schulstation verbracht. Über das was am letzten Tag noch so alles passiert ist, nachher mehr, aber erstmal zu dem Projekt selbst. Ich fande es super!

Aber nochmal von vorne. Folgender Text in leicht abgewandelter Form fanden die Patienten zu Beginn des Projektes in ihrem Zimmer:

Wer sind wir?
Wir sind 18 Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflege eines großen Krankenhauses, im dritten Lehrjahr und haben nun die Möglichkeit diese Station in Eigeninitiative zu betreuen, worüber wir uns sehr freuen.

Wie sieht unser Einsatz hier aus?
Wir arbeiten im Drei-Schicht-System, wobei fünf Auszubildende im Frühdienst, vier im Spätdienst und drei im Nachtdienst für Sie da sind. Hierbei werden wir in allen Diensten von examinierten Krankenschwestern und -pflegern, sowie Lehrern unterstützt.

Was ist unser Ziel?
Wir wollen einen Eindruck bekommen was uns nach unserem Examen erwartet und eigenverantwortliches Arbeiten erproben.
Wir bedanken uns schon mal im Voraus, dass wir Sie betreuen dürfen und freuen uns auf die Zeit mit Ihnen.
Mit pflegerischen Grüßen

Dauer des Projektes waren 4 Wochen und jeder hat mal Früh-, Spät- oder Nachdienst gemacht und war über mehrere Tage Schichtleitung mit der Aufgabe das Telefon zu betreuen und sonstige administrative Aufgaben zu erledigen.

Aufgenommen wurde das Projekt von den Patienten, den Pflegekräften, den Ärzten, den Lehrern und von uns Schülern als sehr positiv.

Je nach Krankenstand hat ein Schüler im Früh- und Spätdienst 3-6 Patienten komplett eigentstädig betreut und die Erfahrungen die wir dabei gesammelt haben waren wirklich vielfältig.
Freitag war dann wirklich ein guter Abschluss. Ich hatte 5 Patienten zu versorgen, wobei 3 von ihnen Chemotherapie erhielten. Der eine Patient, älterer Herr mit durchmetastasierter Leber und Lunge, gelben Skleren, dyspnoeisch, hat erst vor wenigen Tagen einen neuen Port erhalten und darüber lief dann auch Chemo. Als ich dann zur Abendrunde durch meine Zimmer gegangen bin, habe ich gesehen, dass der Portverband leicht durchgenässt war – sofort die Infusion gestoppt, der Schwester im Hintergrund Bescheid gesagt, den Port-Verband gelöst und gesehen, dass sich der Patient die Nadel wahrscheinlich beim Mobilisieren im Bett selbst gezogen hat. AvD benachrichtigt und das umliegende Hautareal mit NaCl gespült. AvD hat sich die ganze Geschichte nochmal angeschaut und da es kein Paravasat war, hab ich dann (für mich zum ersten Mal) eine neue Portnadel gelegt. Da sich der AZ des Patienten über die letzten Tage sich schon so verschlechtert hat, hab ich dann noch, nach Absprache mit dem Arzt, dem Patienten einen Dauerkatheter gelegt.

Im Nebenzimmer hatte ich am frühen Nachmittag einen Patienten von der ITS bekommen, den ich schon von einem vorherigen Aufenthalt kannte, und der bekanntermaßen mehrmals mit seinen Blutzucker-Werten abrauscht – also auch ihn mehrmals gestickst – und mehrmals Werte über 500 mg/dl gemessen – also AvD benachrichtigt und nach Ansage Insulin gespritzt.Sowas ist immer blöde: schlecht eingestellter Diabetiker der auch noch Chemotherapie und dazu eine Dexamethason-Stoßtherapie erhält- da wird’s mit dem BZ echt schwierig.

Wie ihr seht war so einiges zu tun – und ich konnte gut das Gelernte in der Praxis anwenden. Ich kann nur jedem Auszubildenden wünschen, dass er mal die Erfahrung der Schulstation machen darf – da es eine super Erfahrung und Vorbereitung auf das Examen und das Leben danach ist…

Sonst noch jemand von Euch Erfahrung mit ähnlichen Projekten wie Schulstation?

Über den Autor

Matthias

Medizinstudent, Papa, (ehemaliger) Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer großen Intensivstation sowie leidenschaftlicher Blogger und Jogger.

3 Kommentare

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  • Leider keinerlei solche Dinge erlebt. Wäre aber eine super anregung für die Zukunft. Bisher machen viele es noch immer so, wie sie es für „richtig“ halten. Bei der Ausbildung zur Fachkraft für Pflegeassistenz ist nur Chaos, aber auch da werke ich an meiner (jetzt) alten Schule mit um dies zu verbessern.

    Von nix kommt nix.

  • Leider gibt’s bei uns sowas noch nicht. Finde das echt ne super Sache und toll, dass manche Häuser ihren Schülern diese Projekt bieten (können). Ist bestimmt mal einen Vorschlag in der Schul wert ;-)

  • Die Schulstation war schon ein tolles Projekt. Wirklich nur zu empfehlen, um mehr sicherer zu werden! Wäre eigentlich toll, wenn das im Krankenpflegegesetz verankert werden würde.